Einschlagstopp für alte Buchen im Staatswald in Rheinland- Pfalz
„Der Erhalt des Waldes hat oberste Priorität. Deshalb verzichtet Landesforsten Rheinland-Pfalz vorerst auf das Ernten alter Buchen. Landesweit sieht man derzeit Buchen mit aufgeplatzter Borke durch Sonnenbrand, verfärbten Blättern oder sogar komplett kahle Bäume. Nicht alle dieser Bäume sind bereits abgestorben – doch eben davor wollen wir sie mit einem vorläufigen Fällstopp bewahren, damit der Wald weiterhin mit all seinen Leistungen für Mensch, Klima und Umwelt erhalten bleibt“, sagt Umwelt- und Forstministerin Ulrike Höfken. Der besondere Schutz gilt für Buchen im Staatswald, die über 100 Jahre alt sind, keine Gefahr für Menschen darstellen oder Baumnachwuchs oder lichtbedürftige Mischbaumarten bedrängen und in einem geschlossenen Bestand vorkommen – also, wenn sich die Kronen der Bäume berühren und so ein vor Sonneneinstrahlung schützendes Kronendach ausbilden. Würde man hier einen großen Baum entfernen, würde eine Lücke entstehen, durch die starke Sonneneinstrahlung in den Wald kommt. Steht ein Baum einzeln oder in Kleingruppen, gilt dieser Stopp nicht, da die Bäume dann ohnehin nicht durch ein geschlossenes Kronendach geschützt sind.
Wissenschaftler begleiten die Schutzmaßnahmen
Die Schutzmaßnahme wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) begleitet. Diese haben im Rahmen der Waldzustandserhebungen beobachtet, dass es gerade auch alte Buchen sind, die unter der Hitze und Trockenheit leiden. Da sie weitgehend ausgewachsen sind, können sie sich an die starke Veränderung ihrer Lebensbedingungen nicht mehr anpassen. Zudem fehlt ihnen die nötige Saugkraft, Wasser bei ausgeprägter Trockenheit in große Höhen zu transportieren.
Buche ist der häufigste Baum in RLP
Die Buche ist die häufigste Baumart in Rheinland-Pfalz, ihr Anteil beträgt rund 22 Prozent (bundesweit: 15 Prozent). Dies ist jedoch nicht der einzige Grund, warum der Einschlagstopp im Laubholz nur für diese Baumart gilt. Denn anders als etwa Eichen, haben Buchen nur eine dünne Borke. Sie können daher schneller Sonnenbrand bekommen. In dessen Folge können etwa Fäulnispilze in das Holz eindringen und den Baum zum Absterben bringen. „Es muss unser aller Interesse sein, dass der Wald auch künftigen Generationen mit all seinen Funktionen als Klimaschützer, Lebensraum für zahlreiche Tiere, Pilze und Pflanzen und als Arbeitsplatz und Lieferant des klimafreundlichen Rohstoffes Holz zur Verfügung steht“, so Höfken. Einen allgemeinen Holzeinschlagstopp für alle Baumarten hält die Ministerin daher nicht für zielführend.
Auch Fichten werden derzeit nicht geerntet
Allerdings werden im Staatswald derzeit auch keine gesunden Fichten mehr geerntet. Diese werden nur noch gefällt, wenn sie vom Borkenkäfer angegriffen sind und von ihnen ein Ansteckungsrisiko für andere Bäume ausgeht. Die Ernte nicht befallener Fichten hingegen wäre im Moment weder wirtschaftlich, noch mit Blick auf die damit verbundenen Belastungen des Holzmarktes und der Arbeitskapazität der Forstleute sinnvoll.
Hintergrund: Sonnenbrand bei Buchen
Da Buchen eine dünne Borke haben, sind sie besonders sonnenempfindlich. Bei anhaltender direkter Besonnung kann es zum Absterben der Rinde und des Kambiums kommen, dem fachsprachlichen „Sonnenbrand“.
Bei Sonnenbrand platzt ihre Borke auf und es können Fäulnispilze eindringen. Je mehr der Baum fault, desto instabiler wird er. Daraus ergeben sich mehr Verkehrssicherungsprobleme – ganze Bäume oder Teile von ihnen drohen auf Straßen und Wege zu stürzen. Deshalb müssen diese Bäume gefällt werden, ehe sie für Menschen zur Gefahr werden. Bei einzelnen Bäumen, etwa in Gärten, kann man reagieren, indem man die Borke mit weißer Farbe anstreicht und so für Sonnenschutz sorgt. Im Wald wäre das zu aufwändig – in den Wäldern von Rheinland-Pfalz ist knapp jeder vierte Baum eine Buche.