Nachhaltiger Festtagsschmaus: Wie viel Bio geht bei hohen Anlässen?

Hochzeiten, Jubiläen oder auch Feiertage wie Weihnachten stellen uns immer wieder vor die Aufgabe, leckere und abwechslungsreiche Festtagsgerichte auf den Tisch zu bringen.
@Adobe Stock, SasinParaksa, #259983066
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Doch wie ist das mit einer nachhaltigen Lebensführung zu vereinbaren? Wie viel Bio ist bei der Ausgestaltung dieser Anlässe möglich? Wir zeigen, welche Möglichkeiten sich für Gastgeber bieten, worauf es zu achten gilt und wo es zu Problemen und Schwierigkeiten kommen kann.

Besondere Anlässe – besondere Anforderungen von Gastgeber und Gästen
Wer als Gastgeber bei der Ausgestaltung eines besonderen Festtages verstärkt auf Nachhaltigkeit und Bio setzen möchte, sollte seine Gäste in jedem Fall im Vorfeld darüber informieren. Denn sich nachhaltig und Bio zu ernähren, bedeutet in Teilen auch sich einzuschränken oder mit einem begrenzten Angebot an Waren arbeiten zu müssen. Das kann auf den ersten Blick erst einmal herausfordernd sein und erfordert auch von den Gästen ein wenig Bereitschaft sich darauf einzulassen. Wer allerdings dazu bereit ist, wird überrascht sein, wie vielfältig und reichhaltig ein Festtagsschmaus gestaltet werden kann und wie viele großartige Aromen und Kombinationen auf einen warten.

Bio und Nachhaltigkeit bei der Getränkeauswahl
Zu einem gelungenen Festtagsschmaus gehört für die meisten Menschen in Deutschland auch eine gute und hochwertige Getränkebegleitung. In der Regel wird hier auf Weine zurückgegriffen, da diese den Geschmack eines solchen Essens perfekt abrunden und zu den verschiedenen Gerichten eine angenehme Abwechslung bieten. Bei Weinen ist es besonders einfach, auf Nachhaltigkeit und Bio zu setzen. Denn seit mehr als 35 Jahren gibt es in Deutschland den Ecovin Verband, welcher sich für Bio-Weinwirtschaft einsetzt und welcher mittlerweile eine enorme Bandbreite an Winzern und Weinbauflächen umfasst.
Wer sich für Weine aus diesem Verband entscheidet, weiß in jedem Fall, dass diese nachhaltig produziert sind und die verschiedenen Umweltschutzauflagen einhalten. Und das bei einer enorm hohen Qualität der Weine, da diese gewissen Standards unterliegen. Wer einen Festtagsschmaus plant, sollte in jedem Fall die passenden und zu den Speisen korrespondierenden Weine wählen, um den Genuss für die Gäste optimal abrunden zu können. Denn guter Wein trägt ein Essen und kann sich wie ein roter Faden durch einen festlichen Schmaus ziehen. Vom leichten Schaumwein zum Beginn der Feierlichkeiten bis zum Süßwein, welcher gemeinsam mit dem Käse den Schmaus veredelt.

Nachhaltiger Fleischkonsum – from nose to tail als Grundlage des Erfolgs
Der Konsum von Fleisch gehört klimatechnisch gesehen zu den wohl problematischsten Fällen. Doch was wäre ein Festtagsschmaus ohne Fleisch? Für Nicht-Vegetarier und Nicht-Veganer beinahe undenkbar. Und auch hier gibt es durchaus die Möglichkeit nachhaltiger zu agieren und auf verschiedene Ansätze zu achten. Zum einen wäre hier die From Nose to Tail-Bewegung zu nennen, welche unter anderem dafür plädiert, nicht nur die edelsten Teile eines Tieres zu konsumieren, sondern dieses wieder vollständig zu nutzen. Durch vergessene Klassiker können Köche bei einem Festtagsschmaus dazu beitragen und das Essen nachhaltiger gestalten. Zum anderen spielen auch Faktoren wie die Haltungsklasse und die Regionalität eine wichtige Rolle. Es mag zwar den Geldbeutel stärker belasten, wenn man sich für Fleisch von einem regionalen Bauernhof entscheidet, die Qualität wird dies allerdings in den meisten Fällen mehr als nur ausgleichen. Wichtig ist vor allem die Menge pro Kopf zu reduzieren, um auch bei Fleischgerichten eine gewisse Nachhaltigkeit erreichen zu können. Weniger Fleisch, dafür aber in einer sehr guten Qualität kann daher ein guter Ansatz sein, um auch ein Festmahl entsprechend nachhaltig zu gestalten. Dies gilt zudem auch für Fisch. Es muss nicht immer der importierte Meeresfisch sein, wenn es beispielsweise auch lokale Fischzuchten gibt, in welchen man passende Speisefische für den Festtagsschmaus finden kann.

Die Nutzung regionaler Produkte – Vorsicht vor der Mogelpackung
Viele Menschen versuchen im Sinne der Nachhaltigkeit vor allem regionale Produkte zu kaufen, um Transportwege und Produktionskosten so gering wie nur möglich zu halten. Das große Problem dabei ist, dass es für die Bezeichnung „regional“ in Deutschland keine festen Kriterien gibt. Während „Bio“ als Bezeichnung genaue Grenzen vorgibt, sind regionale Bezeichnungen meist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Dies kann dazu führen, dass die Produkte enorm weite Transportwege hinter sich haben oder nur zu einem geringen Anteil überhaupt aus dem eigenen Bundesland stammen müssen. Die Probleme beim Siegel „regional“sind bekannt und werden aktuell geprüft. Ob und in welchem Maße es hier eine Veränderung geben wird, ist allerdings aktuell nicht abzusehen.
Zumal der Begriff „regional“ alleine noch nichts über die Qualität und die Produktionsstandards der einzelnen Produkte aussagt. Viele Verbraucher verstehen unter dem Begriff „regional“ immer noch die handwerkliche Erzeugung oder die heimische Landwirtschaft. Doch auch die Produkte aus der Massenproduktion können regional sein, wenn die erzeugende Fabrik in der Region des Verbrauchers steht. Wer also bei einem Festtagsschmaus wirklich auf regionale Produkte zurückgreifen möchte, sollte nach Bauernläden in der eigenen Region suchen und gegebenenfalls dort einkaufen. Hier stehen die Chancen sehr gut, echte regionale und nachhaltige Produkte zu finden.

Ausschließlich saisonale Produkte – Selbstlimitierung in gewissen Grenzen
Wer auf Regionalität setzt, sollte auch die Saisonalität mitberücksichtigen. Denn wir haben in den meisten Fällen aufgrund des Überangebots vollständig verlernt, die Saison für die verschiedenen Produkte zu beachten. Dies ist zudem nicht bei allen Produkten mehr notwendig. Äpfel sind ein gutes Beispiel. Äpfel werden im Herbst reif und geerntet. Dennoch stehen uns rund ums Jahr frische Äpfel zur Verfügung. Dies liegt nicht daran, dass die Äpfel häufig aus anderen Ländern importiert werden, sondern oftmals auch daran, dass sich Äpfel enorm lange lagern lassen, wenn Temperatur und andere Umgebungsvariablen stimmen. Dies ist bei vielen Lebensmitteln der Fall, sodass es hier schwierig sein kann, den Punkt mit der Saisonalität immer korrekt zu bestimmen.
Andere Lebensmittel, beispielsweise Kohl oder auch Kürbisse, sind nur zu bestimmten Jahreszeiten frisch und in guter Qualität erhältlich. Auch Spargel hat nur eine sehr kurze Saison, in welcher dieser geerntet werden darf. Wer also im Herbst Hunger auf frischen Spargel hat, muss sich bis zum Frühsommer gedulden, wenn es regional und vor allem auch saisonal sein soll. Wenn man allerdings die verschiedenen Lebensmittel betrachtet und schaut, welche Lebensmittel frisch und saisonal sind und welche zwar regional, aber nicht frisch sein müssen, der kann auf eine sehr große Auswahl an Lebensmitteln zurückgreifen. Mit einer solchen Auswahl an Lebensmitteln können auch hochfestliche Gerichte problemlos in der gewünschten Qualität zubereitet werden.

Fazit: Nachhaltige Festtagsideen funktionieren – bis zu einem gewissen Grad
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass vieles bei nachhaltigen Festen davon abhängt, in welcher Region man lebt und zu welchem Zeitpunkt man feiert. Während in Sommer und Herbst das Angebot besonders reichhaltig ist und sehr gut regional und nachhaltig gedeckt werden kann, sieht dies bei Feierlichkeiten im Winter, beispielsweise an Weihnachten anders aus. Hier ist es wichtig bei der Auswahl der Speisen aktiv dazu beizutragen, den nachhaltigen Gedanken in den Vordergrund zu stellen. Wer dies nicht nur vorlebt, sondern seinen Gästen auch im Vorfeld kommuniziert, wird mit weniger Enttäuschungen rechnen müssen. Denn die Umstellung auf Bio und Nachhaltigkeit bedeutet auch, die oftmals groteske Lebensmittelverschwendung wie bisher einzustellen und Speisen und Getränke viel stärker in den Fokus zu rücken. Wer allerdings in der Lage ist dieses Konzept umzusetzen und dies auch bei den Gästen ankommt, kann seinen ökologischen Fußabdruck bei kleinen und größeren Feiern deutlich verkleinern. Vom guten, nachhaltig produzierten Spitzenwein bis zu tollen Fleischgerichten mit Gemüsebeilage aus der Region – die Einschränkungen sind nur in der Vielfalt nötig, in der Qualität müssen die Verbraucher keinerlei Abstriche machen. Ganz im Gegenteil, steigt die Qualität bei Bio-Lebensmitteln und Bio-Getränken in den meisten Fällen sogar deutlich an.